- Qualität wissenschaftlicher Partnerinstitutionen
- Definition des Kriteriums
- Leitfragen
- Erläuterungen zu den Subkriterien
- Quellen
- Weitere Kriterien
Definition des Kriteriums
Was ist "Qualität wissenschaftlicher Partnerinstitutionen"?
Zentral für das Gelingen einer Kooperation ist es, für die jeweilige deutsche Hochschule vor Ort die richtige Partnerinstitution zu finden. Der Erfolg einer Kooperation hängt wesentlich davon ab, ob die beteiligten Partner die gleichen Ziele in der Kooperation verfolgen. Diese hängen mit von internen hochschulpolitischen Strategien und Ansätzen ab. Hochschulen könnten sich daher die Frage stellen, in wie weit der ausländische Partner oder der jeweilige Fachbereich institutionell und thematisch zur eigenen Hochschule passt beziehungsweise diese sinnvoll ergänzt.
Eine Kooperation kann von einzelnen Projekten über gemeinsam angebotene Studiengänge bis hin zu größeren Vorhaben wie transnationale Bildungsprojekte, Branch Campuses oder binationale Hochschulgründungen reichen.
Leitfragen
A. Reputation der ausländischen Hochschule
- Wo steht die Institution in internationalen und gegebenenfalls in nationalen Rankings?
- Gibt es Informationen zum Umfang von Publikationen in peer-reviewed Journals?
- In welchem Umfang konnte die Partnerhochschule nationale und internationale Drittmittel für Forschung einwerben?
B. Qualität in Forschung und Lehre
- Gibt es eine ausreichende Grundfinanzierung? Welche Bedeutung haben Drittmittel (zum Beispiel Studiengebühren, Auftragsforschung)?
- Wird die Freiheit von Forschung und Lehre von der Institution gewährleistet?
- Haben benachteiligte Gruppen ausreichenden Zugang zur Einrichtung?
- Welche wissenschaftlichen Themen stehen in der Partnerinstitution im Fokus? Besteht Forschungsexzellenz in bestimmten Fachbereichen?
- In welchen Feldern ist eine besondere Komplementarität zur eigenen Institution gegeben?
- Wo ergeben sich besondere Chancen durch in der eigenen Institution nicht vorhandene Ausstattung, Feldforschungsoptionen oder Promotionsrechte?
- Ist die Hochschule Teil von regionalen Forschungs- und Innovations-Clustern, auf welche die deutsche Hochschule aufsetzen kann?
- Werden gegebenenfalls Auswahl und Bewertungskriterien für Stipendien und Kofinanzierungsmittel innerhalb der Hochschule transparent kommuniziert? Werden Auswahlentscheidungen professionell und transparent getroffen?
C. Internationalisierung
- Hat die ausländische Hochschule/Forschungseinrichtung eine Internationalisierungsstrategie erarbeitet?
- Ist die Kooperation mit Deutschland, mit dem eigenen fachlichen Feld oder dem Hochschultyp (zum Beispiel HAW) ein Schwerpunkt der Internationalisierungsstrategie?
- Wird die Strategie umgesetzt? Gibt es Anreize und Ressourcen für Internationalisierung?
Erläuterungen zu den Subkriterien
A. Reputation
Ein erster Zugang ist die Position einer Partnerhochschule in internationalen und gegebenenfalls nationalen Rankings. Hier ist es wichtig, sich Auswahlkriterien und deren Gewichtung präzise anzusehen; dadurch kann es zu sehr unterschiedlichen Positionierungen in verschiedenen Rankings kommen. Manche Rankings setzen stark auf Marketingaspekte (zum Beispiel Webometrics) und sagen wenig über die Qualität aus, dennoch können sie für die regionale Reputation des Partners wirkungsvoll sein. Wichtiger für die Reputation in der Fachwelt sind Fragen nach der Publikationsintensität und der Einwerbung von Forschungsmitteln.
Persönliche Gespräche mit Vertretern des DAAD im Außennetzwerk und in der Zentrale (gegebenenfalls vermittelt über Hotline und Ticketsystem des Kompetenzzentrums Internationale Wissenschaftskooperationen) stellen eine gute Möglichkeit dar, sich über die Reputation einer ausländischen Hochschule weitergehend zu informieren. Des Weiteren unterstützt der DAAD Hochschulen durch regionale Peer to Peer-Veranstaltungen des DAAD-Kompetenzzentrums Internationale Wissenschaftskooperationen oder durch länderspezifische Angebote der Internationalen DAAD-Akademie dabei sich mit spezifischen Hochschulen vor Ort auszutauschen.
Über Hochschuldachverbände oder Förderinstitutionen in den jeweiligen Partnerländern lassen sich Informationen über die Hochschullandschaft und die Reputation einzelner Hochschulen und Forschungsinstitutionen des Gastlandes beziehen. In den DAAD-Bildungssystemanalysen (BSA und BSAi) sind insbesondere in den Kapiteln “Bildungskooperationen und Partnerorganisationen” sowie “Relevante Institutionen” Informationsquellen für das jeweilige Partnerland aufgeführt. Darunter wichtige internationale Bildungsanbieter und ihre Aktivitäten, zentrale Partnerorganisationen der deutschen Einrichtungen, potenzielle Partnerorganisationen, zuständige Mittler- und Förderorganisationen, Hochschulverbände und Interessenvertretungen.
Kooperationen entstehen vielfach aus persönlichen fachlichen Kontakten. Zur Einschätzung individueller Forschungsprofile lassen sich Informationen aus Bibliometriedatenbanken beziehen. Hier sind beispielsweise die für einen umfangreichen Zugang kostenpflichtigen Datenbanken für Peer-Review-Literatur Web of Science, Scopus und Dimensions zu nennen. Eine weitere einschlägige Informationsquelle für individuelle sowie institutionelle Forschungsprofile ist die GEPRIS Datenbank der DFG.
B. Qualität in Forschung und Lehre
Bei der Bewertung der Qualität in Forschung und Lehre stehen sowohl akademische als auch ethische Gesichtspunkte im Vordergrund. Diese umfassen zum Beispiel Inhalte und Aufbau des Studiums und des Curriculums, Freiheit in Forschung und Lehre, diskriminierungsfreier Zugang zum Studium und zur Ausübung von Lehre und Forschung, Informationssicherheit für Studierende, Forschende und Mitarbeiter der Hochschule und die Einbindung und Förderung von Alumni. Auch der Stand der Drittmitteleinwerbung sowie gegebenenfalls nationale Forschungsindizes sind mögliche Anhaltspunkte. In vielen Ländern gibt es DAAD-Büros; diese verfügen über Expertise, um Hochschulen bei der zielgenauen Suche nach geeigneten Partnerinstitutionen zu unterstützen.
C. Internationalisierungsgrad
Für das Subkriterium Internationalisierung lassen sich insbesondere zwei Aspekte in die Betrachtung miteinbeziehen: Die Anzahl und Ausrichtung von Hochschulkooperationen der jeweiligen Partneruniversität sowie Programme zur Förderung der Mobilität von Studierenden und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Die Zahl der internationalen Studierenden und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind ebenfalls wesentliche Indikatoren, die dabei helfen, den Grad der Internationalisierung der jeweiligen Partnerinstitution einzuschätzen.
Besondere Aufmerksamkeit verdient die Internationalisierungsstrategie der prospektiven Partnerhochschule, sofern sie vorhanden ist. Aus dieser lässt sich ablesen, ob die Hochschule ihre internationalen Aktivitäten überwiegend oder ausschließlich als Instrument der Rekrutierung sieht oder ob sie ein vertieftes Verständnis von Internationalisierung als einem Veränderungsprozess der gesamten Hochschule hat. Auch zeigt sich darin, ob neben der Lehre auch die Forschung und die Verwaltungsstrukturen Gegenstand von Internationalisierungsmaßnahmen sind. Zunehmend beziehen Internationalisierungsstrategien von Hochschulen auch Schlüsselthemen wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit oder Diversität mit ein. Hieraus lässt sich ablesen, wie groß die Schnittmenge zwischen eigener und ausländischer Institution in diesen die Hochschulpraxis mitbestimmenden Feldern ist.
Quellen
Im Folgenden werden Referenzquellen aufgeführt, die eine erste Einordnung ermöglichen. Zu Beginn werden jeweils die wichtigsten Subkriterien genannt, zu denen anschließend jeweils Informationen zur Verfügung gestellt werden. Einschränkend sei vorangestellt, dass es zu den genannten Subkriterien nur teilweise global einfach zugängliche schriftliche Quellen gibt. Vor diesem Hintergrund baut der DAAD hier sein umfassendes Beratungsangebot durch individuelle Gesprächsmöglichkeiten unter anderem im Kompetenzzentrum für Internationale Wissenschaftskooperationen weiter aus.
A. Reputation
Reputations-Rankings
Die beiden allgemein bekannten und breit genutzten Rankings sind die QS World University Rankings und das Times Higher Education: World University Ranking. In beiden Rankings gibt es inzwischen Differenzierungsmöglichkeiten, die unter anderem erlauben, auch regionalspezifische Rankings zu konsultieren und so zu einem Vergleich potenzieller Partner zu kommen. Für Europa erlaubt das U-Multirank einen differenzierten Zugang und liefert mehr Information auch zur Qualität der Lehre. Hier lassen sich die eigenen Prioritäten individuell festlegen, so dass es einfacher ist, passgenaue Partner zu finden. Für die Reputation selbst ist die Wirkung bislang noch geringer als bei den oben Genannten. Zum Positionsvergleich bietet es sich an, darüber hinaus das Academic Ranking of World Universities (ARWU) und das U.S. News & World Report Best Global Universities Rankings zu konsultieren.
Jedes der Rankings untersucht dabei unterschiedliche Kriterien und setzt eigene Schwerpunkte. GATE-Germany hat 2017 eine umfassende Studie zu Profilen und Einordnung von internationalen Hochschulrankings veröffentlicht: GATE-Germany (2017): Internationale Hochschulrankings und ihre Bedeutung für das Hochschulmarketing.
Auf einzelstaatlicher Ebene geben nationale Hochschulrankings Auskunft, wie zum Beispiel im Vereinigten Königreich der Sunday Times and The Times Good University Guide oder der Guardian University Guide. Der DAAD kann hierzu bei Bedarf und Interesse Hinweise auf Rankings für weitere Länder zur Verfügung stellen.
DAAD-Bildungssystemanalysen (BSA) und Bildungssystemanalysen individuell (BSAi)
Eine systematische Darstellung des jeweiligen Hochschul- und Bildungssystems liefern die Bildungssystemanalysen des DAAD. Sie stellen umfangreiche Analysen von Hochschulsystemen bereit und bieten Informationen unter anderem zu Hochschultypen und zum Studiensystem, zu Hochschulzugang und -abschlüssen, zur Internationalisierung und Bildungskooperation und zum Stand der deutschen Sprache. Über die DAAD-Bildungssystemanalyse individuell (BSAi) lassen sich anhand ausgewählter Themen oder ausgewählter Länder Vergleiche unterschiedlicher Bildungssysteme individuell zusammenstellen. Ferner sind die BSA durch praktische Hinweise zur Anbahnung von Hochschulbeziehungen und zum Aufenthalt vor Ort ergänzt.
GEPRIS Datenbank der DFG
Die GEPRIS Datenbank ist eine Auflistung der DFG-geförderten Projekte in der Grundlagenforschung seit Beginn der 2000er Jahre. Die Datenbank informiert über Fördermaßnahmen der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Man kann sich über die Datenbank zu wissenschaftlichen Projekten sowie beteiligten Forscherinnen und Forschern informieren. Innerhalb der Datenbank lässt sich nach Projekten mit internationalen Bezügen zu bestimmten Ländern filtern. Ferner kann man entlang einer fachlichen Zuordnung nach Projekten suchen.
Bibliometrische Datenbanken
Zur Einschätzung individueller Forschungsprofile lassen sich Informationen aus Bibliometriedatenbanken beziehen. Web of Science, Scopus und die vergleichsweise neue Dimensions-Datenbank sind bibliometrische Datenbanken für Peer-Review-Fachliteratur. Sie liefern Informationen über weltweite Forschungsergebnisse und bieten intelligente Tools zur Analyse und Visualisierung dieser Daten. Web of Science ist zugangsbeschränkt und kostenpflichtig. Scopus bietet einen kostenlosen Datenbankzugang über Scopus Preview. Ebenso lässt sich kostenfrei auf Teile der Dimensions-Datenbanken zugreifen. Vollumfängliche Zugänge zu den Datenbanken und Analysefunktionen von Scopus und Dimensions sind kostenpflichtig.
Kompetenzzentrum Internationale Wissenschaftskooperation und DAAD-Expertennetzwerk im In- und Ausland
Das DAAD-Kompetenzzentrum Internationale Wissenschaftskooperationen zusammen mit dem umfangreichen DAAD-Außennetzwerk unterstützt deutsche Hochschulen fortlaufend durch individuelle Beratungsgespräche dabei, neue Kooperationsländer zu identifizieren und Kooperationspartner vor Ort zu finden. Das Kompetenzzentrum bietet regelmäßig Peer-to-Peer-Veranstaltungen für deutsche Hochschulen an. Es baut zudem derzeit eine umfassende Datenbank auf, die Expertinnen und Experten zu unterschiedlichen Themenfeldern enthält. In passgenauer Beratung können Beurteilungen und Einschätzungen von DAAD-Expertinnen und Experten im In- und Ausland erfragt werden, die die jeweilige Hochschule im Ausland sowie das jeweilige Hochschulsystem kennen und beurteilen können.
DAAD-Netzwerkkonferenz
Im Rhythmus von zwei Jahren organisiert der DAAD die Netzwerk-Konferenz “NEKO”. Ein Ziel der Konferenz ist es, passende Kooperationspartner an ausländischen Hochschulen und Forschungsinstitutionen zu identifizieren. In ausgewählten Zielregionen fragt der DAAD bei Interesse potenzielle Partner an und vermittelt im Nachgang der Konferenz ein erstes Anbahnungsgespräch.
Internationale DAAD-Akademie (iDA)
Die Internationale DAAD-Akademie bietet für Hochschulangehörige aus Lehre, Forschung, Verwaltung und Wissenschaftsmanagement eine breite Palette an Seminaren und Fortbildungen an. Mit circa 100 Kursen pro Jahr stellt die iDA europaweit das umfangreichste Angebot zu Internationalisierungsfragen bereit. Regelmäßig werden Regionalkompetenzseminare zu unterschiedlichen Ländern und Regionen angeboten. Die Referentinnen und Referenten sind ausgewiesene Expertinnen und Experten mit langjähriger Praxiserfahrung vor Ort, so dass hier ein Raum für persönliche Gespräche mit Einschätzung auch zu Einzeleinrichtungen oder Hochschultypen in bestimmten Ländern besteht.
GATE-Germany
Weitere umfassende Informationen über ausgewählte Hochschulsysteme sowie detaillierte Länderprofile von GATE-Germany stehen über das Konsortium für internationales Hochschulmarketing GATE-Germany, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), zur Verfügung. Die Geschäftsstelle von GATE-Germany ist im DAAD verortet. Hier kann auch die Suche nach Clustern passender Partner mit in Auftrag gegeben werden.
C. Internationalisierungsgrad
HRK Internationale Hochschulkooperationen
Über bestehende Kooperationen der potenziellen Partnerhochschule mit deutschen Hochschulen gibt das Portal HRK Internationale Hochschulkooperationen Auskunft. Als Teil ihres Serviceangebotes stellt die Hochschulrektorenkonferenz Informationen zu den internationalen Kooperationen deutscher Hochschulen bereit. Die Angaben werden von den einzelnen Hochschulen regelmäßig aktualisiert. Hier kann auch nach Kooperationen mit einzelnen Ländern gesucht und festgestellt werden, ob die Partnerhochschule bereits Kontakte mit anderen deutschen Hochschulen unterhält.
Weitere Kriterien
Kriterium 1: Allgemeine Sicherheitslage
Im hier vorgelegten Kriterienkatalog wird zur Erfassung der sicherheitsrelevanten Faktoren die Referenzdimension personenbezogene Sicherheit zugrunde gelegt.
Kriterium 2: Allgemeinpolitische Gebotenheit
In dem hier vorgelegten Kriterienkatalog wird die allgemeinpolitische Einordnung sowie die Sicherheitslage bewertet.
Kriterium 3: Rechtsstaatlicher und gesellschaftspolitischer Rahmen
Wissenschaftskooperationen erfordern interkulturelle Sensibilität und Kenntnis des Rechtsrahmens. Unterstützung durch Fortbildungen hilft dabei.
Kriterium 4: Chancen und Risiken des jeweiligen Wissenschaftssystems
Wissenschaftskooperationen bergen Potenziale und Risiken. Leistung, Internationalisierung, Passgenauigkeit und Ethik spielen eine Rolle.
Kriterium 6: Einbettung in die eigene institutionelle Strategie
Professionelles Kooperationsmanagement erfordert die Integration in die institutionelle Gesamtstrategie. Dazu gehört auch Adaptivität und Offenheit.